Das Haus

Der Regeln prasselte wie ein Pfeilhagel auf die Dächer der Stadt ein. Als wolle der Himmel über alles Unrecht richten. Alles was er jedoch schaffte war mich bis auf den letzten Fleck zu durchnässen und die Straßen zu überfluten und zu eigenen kleinen Bächen zu verwandeln die sich Ihren Weg durch die Gassen dieser trostlosen Gegend suchten. Trostlos war eigentlich kein Wort für diese Stadt. Baraan wurde sie genannt. Die Stadt ohne Seele, wobei dies sich auf die hier lebenden Menschen bezog. Sie alle waren Geschäftsleute, welche durch mehr oder minder illegale Geschäfte zu ihrem Reichtum gekommen waren. Die Stadt durchzog der Geruch des Blutes, auch jetzt bei diesem Regen konnte man ihn noch wahrnehmen. Alleine das ich hier war zeigte meine eher gescheiterte Existenz, denn keiner der ganz bei Trost war würde freiwillig in diese Stadt reisen. Und ich war auch noch hier um einen von diesen Leuten auf den goldenen Schlips zu treten. So langsam bezweifelte ich das meine Entscheidung diesen Auftrag anzunehmen gut war. Wenn ich nicht durch die Hand dieser Leute starb, dann auf jeden Fall an den Schnupfen den ich mir hier holte. Heute war nur dann ein schöner Tag, wenn man in seinem Haus nach draußen schaute und die Wärme seines Kamins genießen konnte. Nun war ich aber draußen auf genau jenen mit Regen geplagten Dächern unterwegs. Ich hätte mir wirklich schöneres vorstellen können, aber ein Auftrag ist und bleibt nun mal ein Auftrag. Zumal dieser mehr als gut bezahlt wurde und mich aus meiner aktuellen Situation befreien könnte. Ich huschte über die nassen Dachplatten und zog mir meine mittlerweile recht überflüssige Kapuze tiefer ins geplagte Gesicht. Vor einigen Tagen hatte ich einen Auftrag von einem komplett in schwarz gekleideten Mann bekommen ein Artefakt zu „bergen“. Normalerweise würde ich einen solchen Auftrag sofort ablehnen. Ein jeder hätte das bei dieser Stadt nachvollziehen können. Jeder Auftrag wäre besser, solange er nicht hier wäre. Nunja, ich hatte meine Entscheidung ja bereits getroffen und musste der nackten Wahrheit ins Gesicht schauen: Meine Situation. Der einzige Grund war das Geld. Nicht das ich nach Reichtum lechzen würde, aber mein Geldbeutel war selbst von arm weit entfernt. Nicht das ich einen  von diesen kleinen Lederbeuteln hätte. Ich besäße eh kein Geld was ich darein legen könnte, also warum welches dafür ausgeben. Dieser Auftrag könnte mich aus dieser Situation befreien. Und einem alten Mann, dem den Informationen nach zu Urteilen das Artefakt gehörte, etwas zu klauen, von dem er nicht einmal weiß was er da in den Händen hält ist wohl eine einfache Aufgabe, selbst in dieser Stadt. Alles andere ist mir egal. Solange ich alles nötige zum Leben habe sind mir andere egal. In dieser Welt muss ein jeder schauen wie er über die Runden kommt. Die Mittel sind mir dabei egal, denn manchmal muss man sich auch die Hände schmutzig machen und solange mich niemand erwischt ist Gott scheinbar auf meiner Seite und verurteilt mich nicht. Jedenfalls hilft mir dieser Gedanke dabei meine Aufträge ohne großartig problematische Zwiespälte zu erledigen. Kein Gewissen ist das beste Gewissen. Das wurde mir schon als kleiner Junge eingebläut und damit bin ich bisher gut zurecht gekommen.

Ich kam mittlerweile und nach diversen Rutscheinlagen auf den nassen Dächern an meinem Ziel an. Ich befand mich mittlerweile nichtmehr in der Unterstadt sondern war kurz vor den Toren der Oberstadt. Ich schaute die gigantischen schwarzen Mauern an, welche sich vor mir auftürmten. Die Oberstadt war der Ort der reichsten und schnöseligen Menschen dieser Stadt und Nation. Niemand kam dort ungesehen rein oder raus. Es gab schon seit Jahren niemanden der so dumm war dies zu probieren. Die Geschichten über Leute die es versuchten und dabei versagten hinterließen schon beim Hören einen faden Beigeschmack der puren Hölle welche einen scheinbar erwartete. Zum Glück war der Ort zu dem ich musste noch in der Unterstadt, auch wenn er nahezu an der Mauer war. Ich stand vor einem bürgerlichen Haus mit weißer Fassade, welche an den Fenstern diverse Verzierungen hatte. Auf dem Dach peitschte eine Marineblaue Fahne mit goldenem Phönix im Sturm hin und her. Ebenso gab es zum Garten hin scheinbar einen Balkon, welcher an der Zimmerseite eine Glasfront besaß. In meinen Augen war es der perfekte freie Weg hinein. Nicht so wie beim letzten Mal wo der Kamin meine einzige Möglichkeit war und ich am Ende in einem sehr klebrigen Ruß-Gewand Zuhause bei Annin aufgetaucht war. Sie hatte mir danach „freundlich“ beigebracht nur noch im Notfall den Kamin zu nutzen. So freundlich das ich mit einigen Beulen auf dem Kopf davon kam. Annin war meine beste Freundin, wohl bemerkt auch einzige, mein Vormund, mein Zuhause und für meine aktuelle Lebenslage leider auch eindeutig verantwortlich. Sie kümmert sich schon seit ich 13 war um mich. Ich hab ihr alles zu verdanken, allerdings ist sie innerlich auch eine wahre Dämonin. Ich muss ihr all die letzten Jahre in der sie für mich gesorgt hat mit Zins und Zinseszins zurückzahlen. Das dies keine Bitte war sondern ihr absoluter Ernst musste ich schmerzlich vor zwei Jahren feststellen. Seitdem nehme ich Aufträge aller Art an um Geld zu beschaffen und mir meine Freiheit zurück zu erkaufen. Das könnte nach diesem Auftrag alles nun der Vergangenheit angehören. Ich könnte wieder frei Leben und mir langsam etwas zusammen sparen. Dann würde ich mir auch einen dieser kleinen braunen Ledergeldsäcke mit dem muffigen Geruch holen… oder doch zuerst frischen Kuchen? Mir schossen etliche Möglichkeiten in den Schädel und der Speichel sammelte sich, während mich das Grummeln meines Magens aus den Gedanken riss. Ohne weiteres zögern machte ich mich mit ein paar Sprüngen auf dem Weg zum Balkon des Hauses. Das kein Licht aus dem Fenstern strahlte war für mich ein Glückstreffer. Wer bei diesem Wetter nicht daheim war würde es  auch nicht vor dem Ende des Sturmes nach Hause schaffen. Damit hatte ich genug Zeit und da der Regen jegliche Geräusche zu verschlucken schien musste ich nicht mal sonderlich leise sein heute. Ein leichtes Grinsen huschte mir über die Lippen. Auf dem Balkon angekommen sah ich mich kurz um und nahm mir, während ich in den Garten herunter blickte, ohne viel nachzudenken die dort liegenden leeren Blumentöpfe und schmiss die Glastür ein und betrat kurz darauf ohne viel Aufwand das Haus.

Es war warm. Trotz der nun offenen Stelle, welche sich ehemals Tür schimpfte, konnte man die Wärme die vom Raum aus ging spüren. Es hatte zudem so einen wunderbaren Geruch der mich an gute alte Zeiten erinnerte, so als ob ich hier schon einmal gewesen wäre. Ich stand einige Momente bewegungslos dar und schaute mich langsam und gründlich im Raum um. Ich war scheinbar im Lesezimmer des Hauses. Die Wände waren mit Regalen, die bis zur Decke reichten zugestellt. Die Bücher schienen nahezu aus den Regalen zu quollen, denn es bildeten sich überall Bücherhaufen und Stapel auf dem Boden. Auf der rechten Seite des Raumes stand noch eine große hölzerne Wanduhr mit einigen Insignien. Lediglich ein Tisch und ein Sessel standen in der Mitte des Raumes. Im Gegensatz zu dem restlichen Zimmer standen dort keine Bücher. Der Tisch war absolut leer. Es wirkte schon so als ob diese Stelle nicht zu dem Raum gehören würde. Es war dieser Moment der mich aus meiner Starre heraus riss und mich an mein eigentliches Ziel erinnerte. Ich schmiss meinen durchnässten Mantel über den braunen Ledersessel und ging durch die Tür in den Flur. Ich wusste wo das Artefakt zu finden war, da mir mein Auftraggeber den Weg und den Aufbau des Hauses mehrmals detailliert erklärt hatte. Ich hätte den Weg auch blind gefunden. Ich bog diverse Male ab ging durch mehrere Türen ehe ich vor der letzten wiederfand. Langsam drückte ich die Klinke hinunter und lehnte mich leicht gegen die Tür. Ich lugte durch den Spalt in das Zimmer dahinter. Ich musste mehrfach schauen ehe ich begriffen hatte wo ich war. Ich öffnete die Tür und vor mir war wieder das Lesezimmer. Ich begriff die Welt nicht mehr. Ich war doch eine Treppe hinunter gestiegen, aber keine weitere hinauf. Wie konnte ich im selben Zimmer sein. Ich musste mich vertan haben und so war die einzig sinnvolle Entscheidung den Weg nochmals zu laufen. Hektisch ging ich los und hielt mich genau an die Beschreibung. Ich betrat nach vielen Schritten den letzten Flur und traute meinen Augen nicht als dort eine offene Türe stand vor der nasse Fußabdrücke zu sehen waren. Ich war wieder am Anfang. Ich schlurfte verwirrt und bedrückt in das Zimmer zurück. Irgendetwas konnte hier nicht stimmen. Hier musste mir doch jemand einen schlechten surrealen Streich spielen. Ich schaute mich abermals um. Hier musste es doch irgendeine Spur geben. Etwas das so offensichtlich auf einen anderen Raum hindeutete oder auf irgendetwas. Aber nichts. Es war derselbe Raum wie zu Anfang. Dort waren die kaputte Glastür, der zerbrochene Blumentopf und mein Mantel auf dem Sessel. Ich ging abermals aus der Tür, allerdings folgte ich nun nicht dem mir beschriebenen Weg, sondern ich ging den Flur hinunter und stellte mich vor die erste Türe auf der gleichen Seite wie der Leseraum. Wenn der Weg nicht klappte, dann nutzte ich die Zeit die ich sowieso durch den Regen hatte und ging jeden Raum ab. Ich lehnte mich vorsichtig mit dem Ohr an die Tür und horchte. Nach einigen stillen Momenten traute ich mich einzutreten. Ich fand mich in einer Küche wieder. Alles war mit weißen Marmor gefliest. An der linken Seite waren Kochstelle und Arbeitsplatte. Darüber an einem Balken angebracht hingen Kräuter jeglicher Art. Auf der rechten Seite waren Regale mit Einweg Gläsern. Ich vermochte auch bei genaueren inspizieren nicht zu erkennen was sich darin befand. Ich bildete mir gar ein, dass sich manche Substanzen in den Gläsern bewegten. Ich drehte den Regalen schnell den Rücken und schaute weiter in den Raum. Im hinteren Bereich des Raumes befanden sich ein Eisenholztisch und zwei Bänke. Ich staunte nicht schlecht bei diesem Anblick. Alleine der Tisch war mehr wert als das Haus indem ich und Annin wohnten. Auf dem edlen Tisch stand etwas, dass mit einem einfachen Tuch bedeckt war. Langsam näherte ich mich dem Tisch und zog es unter wachsamen Blicken in alle Richtungen weg. Zu meiner Verwunderung schien es keine billige Falle zu sein. Ich war wohl noch etwas paranoid wegen der Wegfindung in diesem Haus. Ich blickte auf einen Käsekuchen. Das Wasser lief mir sofort im Mund zusammen während mein Magen einen Lärm machte als wolle er mir töten sollte ich nicht zugreifen. Ich streckte langsam meine Hand nach dem Kuchen aus und mein Verlangen stieg mit jeder Sekunde an. Das letzte Mal konnte ich sowas essen mit… ich konnte mich nicht einmal vage an eine solche Situation erinnern. Es musste auf jeden Fall vor meinem 13 Lebensjahr gewesen sein. Ich stockte mit meiner Hand kurz vor dem aus Quark gemachten Traum, als mich ein Gedanke überkam. Ich ging einen Schritt zurück und fing an durch den Raum zu huschten. Wenig später fand ich mich auf der Bank sitzend wieder. Mit einem Teller vor mir und Besteck in der Hand. Auch eine Damast Serviette hatte ich mir über die Oberschenkel gelegt. Hätte ich nicht solche Lumpen an würde ich mir auch edel vorkommen, aber der Wille musste für den Moment reichen. Ich grinste als ich mir ein Stück aus dem Kuchen schnitt und anfing zu verschlingen. Ein Stück nach dem anderen verschwand von dem Teller, während ich durch das Fenster auf die Straße blickte, welche noch immer einem Bach glich. Das Wetter schien sich immer mehr zu verschlechtern. Einen solchen Sturm hatte ich noch nie mitbekommen. Vereinzelt sah man selbst Zaunstücke über die Straßen fließen. Zum Glück war ich den Weg über die Dächer gegangen und nicht die Straßen lang… Ich stockte inmitten des Gedankens und verschluckte mich zugleich. Ich spuckte den Kuchen in hohen Bogen über den Tisch. Wieso fiel es mir erst jetzt auf. Wie konnte ich eine solche Auffälligkeit übersehen. Ich rannte aus der Küche und blickte den Gang hoch. Dort war immer noch das Licht aus dem Leseraum, welches warm in den Flur schien. Der Raum über den ich herein kam lag aber im oberen Stockwerk. Die Küche allerdings war im Erdgeschoss. Wer würde auch eine Küche im Obergeschoss bauen lassen. Ich blickte abermals in die Küche und durch das Fenster am hinteren Ende und rieb mir die Augen wieder und wieder. Etwas stimmte nicht. Ich rannte den Flur hinauf zum Lesezimmer, hinaus auf den Balkon. Dort stand ich nun im prasselnden Regen. Ich blickte hinunter in den Garten. Wie konnte das Lesezimmer im Obergeschoss und auf der Hausrückseite liegen, während die Küche im Erdgeschoss lag und der Straße zugewandt war. Zumal beide Zimmer im gleichen Flur und auf der gleichen Seite lagen. Ich blickte starr in die Gegend und wankte zurück ins Zimmer und ließ mich in den Sessel fallen. Was wurde hier gespielt. Wie war dies alles nur möglich. Ich schloss für einige Momente meine müden Augen und atmete mehrere Male tief durch.

Es musste etwas hier geben. Ich erhob mich und ging aufmerksam die Regale ab und wurde ab und an von einzelnen Staubwolken beim durchstöbern gestört. Es war alles wie es sein sollte. War ich vielleicht eingeschlafen und träumte das hier alles nur? Ich zwickte mich mehrfach und schlug mir mit Büchern gegen die Stirn. Nichts passierte, außer, dass ich langsam noch schlimmere Kopfschmerzen bekam. Was hatte ich auch erwartet. Ich setzte mich in den Sessel zurück und überlegte ob ich nicht irgendetwas übersehen hatte beim umherlaufen im Haus. Ich fing an alles nochmal Revue passieren zu lassen. Erst jetzt fiel mir auf das dieses Haus niemals so lange und viele Gänge haben könnte. Von außen sah das Haus nicht annähernd so groß aus. Etwas ging hier gewaltig schief. Ich lehnte mich nachdenklich zurück und spürte etwas in meinem Rücken. Ich zog den nun mittlerweile noch feuchten Mantel zur Seite. Ich grübelte einige Zeit dort. Dies sollte doch ein simpler Auftrag sein. Rein, mitnehmen, raus und fertig. Wieso entwickelte sich dieser Auftrag zu einem surrealen Irrsinn sondergleichen. Nach einiger Zeit fasste ich den Entschluss durch den Hauseingang herein zu gehen und den ganzen Schwachsinn hier hinter mir zu lassen. Ich schnappte mir meinen Mantel, und machte mich über den Balkon auf den glitschigen Weg zur Frontseite des Hauses. Zu meiner Verwunderung war die Tür bereits offen. Meine Verwirrung wollte und wollte nicht abnehmen. Ich schloss die Augen, nahm den Tür Knauf in die Hand und atmete einmal tief durch ehe ich eintrat. Dort stand ich wieder, während die Tür hinter mir ins Schloss fiel, im Lesezimmer. Ich schaute mich wieder verwundert um. Die Glastür war wieder ganz und der Ledersessel hatte keinen nassen Eindruck des Mantels mehr. Ich hoffte bereits, dass dies ein anderer ähnlicher Raum wäre, aber ich wusste schon, dass ich mich damit nur selber einer hoffnungsvollen, aber doch leeren, Illusion hingeben würde. Es war eben jener beschissen alte Raum in welchen ich bereits eingebrochen war. Dieses Haus jagte mir immer mehr einen kalten eisigen Schauer über den Rücken. Die Art und Weise wie es meinen Sinn für Logik langsam aber sicher zerschmetterte fühlte sich wie eine psychische Folter an. Nichts desto trotz trat ich abermals in die Mitte des Raumes, legte meinen Mantel auf die Sessellehne und schaute mich um. Etwas musste es doch geben. Irgendein Hinweis, irgendeine kleine Änderung, etwas das nicht in den Raum gehört oder darin auffällt. Infolge dessen beschloss ich den Raum abermals zu untersuchen, mein Augenmerk allerdings auf die Uhr und den Tisch zu richten, welche als einzige Objekte in diesem Zimmer auffallend waren, wenn von der immensen Menge von Büchern mal abgesehen wurde. Der Tisch war im Gegensatz zu den staubigen Büchern recht sauber und er war zudem recht schmal und flach gebaut. Geheimfächer waren also unwahrscheinlich und die Unterseite war soweit auch normal. Er besaß auch sonst keine besonderen Merkmale, wie Verzierungen oder Einkerbungen. Der Sessel schien auch lediglich normal zu sein, was mein Kopf in diesem Haus allerdings für unwahrscheinlich hielt. Ich kniete mich auf den Boten und schaute unterm Ledersessel nach, aber auch hier fand ich bis auf ein paar Spinnenweben, welche einige kleine Spinnen beherbergten, nichts. Die Polsterung wies auch keine unnötigen Nähte oder dergleichen auf. Als nächstes ging ich zur Glastür und der Fensterfront. Die gesamte Seite war zum Balkon hin aus Glas. Darin eingelassen war die Glastür, welche ich beim Einbruch eigentlich zerstört hatte. Aber auch hier war nichts Besonderes. Die Glastür ließ sich von innen entriegeln und ohne Probleme auf und wieder zu machen, so als ob sie nie kaputt war. Draußen stürmte es nach wie vor und der Regen peitschte regelrecht gegen die Fenster. Durch die herunterlaufenden Regentropfen war die Sicht hindurch ordentlich verschwommen. Was aber genau wollte ich draußen zu der Uhrzeit, bei einem Einbruch, auch beobachten. Ich wendete mich nun der Uhr zu. Ich ging langsam auf die Uhr zu und merkte erst jetzt wie mächtig sie war. Sie war ungefähr einen Kopf größer als ich und aus dunklem Holz erbaut worden. Ihre Pendel und Zeiger waren kristallartig durch die Glasscheibe sichtbar. Hinter den Zeigern war ein Ziffernblatt aus Marmor. Weiterhin hatte diese Uhr ebenfalls diesen Phönix, welcher bereits auf der Flagge war eingraviert. Er zierte das Ziffernblatt im unteren Bereich. Je länger ich diese Standuhr begutachtete, desto klarer wurde mir ihr eigentlicher Wert. Die Uhr steht trotz allem still!! So etwas konnte ich, wenn ich hier schon einbrach, doch nicht zurücklassen. Jedenfalls das wertvolle Innenleben musste ich, so gut es eben ging, mitgehen lassen. Ich öffnete die Glasfenster und machte mich an dem Kristallpendel zu schaffen. Es war leichter als erwartet, allerdings habe ich zuvor auch noch nie einen echten Kristall in der Hand gehalten. Während ich mit aller Kraft versuchte das Pendel durch hin und her Bewegungen zu lösen, erklang plötzlich die Uhr mit einem tosenden Klang. Ich sprang von der Uhr weg und hielt mir sofort die Ohren mit meinen Händen zu. Nach einem Klang hörte der Lärm zum Glück auch wieder auf. „Zum Glück war das nur ein Gong. Bei dem Lärm würde es mich nicht wundern wenn selbst Annin daheim mich gehört hat… „, murmelte ich. Ohne Werkzeug würd ich hier nicht weiter kommen. Zum Glück hatte ich, vorausdenkend wie ich eigentlich nicht wahr, einen Dietrich und einen Schraubenzieher mitgebracht. Ich drehte mich um, um die Sachen aus meinem Mantel zu besorgen. Dabei schienen mir einzelne Sonnenstrahlen ins Gesicht, welche mich mehr als nur ein wenig blendeten. Es dauerte ein paar Sekunden ehe ich wieder etwas erkennen konnte. Die Fensterwand, welche bis eben noch vom Regen ganz verschwommen war, zeigte mir nun einen Ausblick, welchen ich selbst in diesem verrückten Haus niemals erwartet hätte. Ich blieb erstaunt stehen und verstand erst in nach und nach das es draußen immer noch regnen sollte und nicht die Sonnen scheinen konnte, so wie sie es gerade nun mal tat. Ich wankte auf den Balkon und blickte in einen strahlend blauen Himmel an den nur wenige kleine weiße Wolken umher zogen. Im ehemaligen Garten war nun ein See mit einem steinernen Obelisken, welcher rundherum Stellen mit goldenen Verzierungen hatte, welche sich im Licht der Sonne spiegelten. Um den See selbst war ein gigantischer Wald, welcher sich bis zum Horizont erstreckte. „Das wars. Ich bin durch. Ich muss den Verstand endgültig verloren haben“, sprach ich vor mich hin, während ich immer wieder Blicke zwischen Uhr und draußen wechselte. Wobei ich schon nichts anderes von diesem Haus erwartete, aber das schoss den Vogel nun definitiv ab. Und es musste schon ein verdammt großer Vogel sein damit das in Relation passte. Ich schaute noch einige Minuten umher und verpasste mir die eine oder andere Backpfeife ehe ich mit schmerzender Wange und heftigen Kopfschmerzen wieder zurück ins Zimmer schlurfte. |Von draußen ist das Loch noch immer da, einmal beschreiben bitte| Ich schloss die Glastür hinter mir, nahm meinen Mantel vom Sessel und ging Richtung Tür. Ich hatte einfach schon kein Vertrauen mehr in jene Türen. Auch keine Hoffnung, denn letztlich führte jede Tür eh nur dahin wohin sie es scheinbar wollte. Ich öffnete die Tür mit geschlossenen Augen und ging langsam hindurch. Ich spinkste leicht und zu meiner Überraschung war ich tatsächlich vor dem See. Ich war zum ersten Mal durch eine Tür in diesem Haus gegangen und an dem Ort angekommen zu dem ich auch wollte. Glück durchströmte mich während ich mich grinsend umschaute, als wollte ich hinausschreien, „Seht her, Seht her. Ich habe das Haus endlich bezwungen.“ Dass natürlich keiner da war interessierte mich in diesem Moment nicht, denn für mich war dieser kleine Erfolg alles. Nach allem was ich in diesem Haus durchgemacht hatte, munterte mich das ungemein auf. Nach einigen Momenten der Freude und nachlassenden Kopfschmerzen, konzentrierte ich mich auf mein neues Ziel, den Obelisken. Ich ging bis zum See und versuchte einen Weg zum Obelisken auszumachen. Allerdings war er rundherum von Wasser umgeben und ein Blick ins Wasser ließ mich auch von dem Gedanken rüber zu schwimmen abkommen. Das war kein normaler See, welch Überraschung in diesem Haus, denn dieser See schien keinen Grund zu haben. Nach wenigen Zentimetern konnte man nichts mehr erkennen. Eine schwarze undurchsichtige Suppe war dieser See und durch sowas würde ich nicht schwimmen. Ich schaute mich um ob ich irgendetwas um den See herum ausmachen konnte. Vielleicht gab es hier ja ein Boot oder noch eine dieser Zauberuhren. Wobei ich mir nicht sicher war, ob ich nochmal eine solche Uhr anfassen wollte, wenn die Auswirkung davon eine neue Welt erschafft. Allerdings war nicht besonderes auszumachen, bis auf einen Kieselstein Haufen. Ich schlenderte wachsamen Blickes zu der Stelle hin. Ich setzte mich neben den Kieselhaufen und überlegte was ich nun machen sollte. Letztlich war ich meinem Auftrag nicht näher gekommen und von den Uhren konnte ich auch nichts klauen ohne zu riskieren wieder sowas auszulösen. Ebenso musste ich nun noch irgendwie wieder von hier weg. Meine Lage hatte sich zunehmend verschlechtert. Ich konnte, selbst wenn ich hier etwas finden würde, nicht wieder einfach zurück. Immerhin wusste ich nicht einmal wie ich mich schon wieder in diese Situation befördert hatte. Die Leute hatten wohl Recht, wenn sie mir vorwarfen ein Tollpatsch zu sein. Ich hatte dafür allerdings schon immer ein Händchen gehabt. Wie oft mich Annin schon aus brenzligen Situationen rauspauken musste, war nahezu Rekordverdächtig. Ich kratzte mich am Hinterkopf und musste bei dem Gedanken etwas verlegen lachen. Nun war ich aber in einer Lage aus der sie mich nicht befreien konnte, denn hiermit konnte auch sie nicht rechnen. Ich schnippte einen Kiesel übers Wasser, nahm mir den nächsten und wiederholte dies, während ich in Gedanken versunken war. Es war irgendwie entspannend.

Ich schreckte hoch. Ich schien eingeschlafen zu sein, was auch nicht weiter verwunderlich war, denn immerhin war ich schon über einen Tag lang wach. Ich musste zuerst einmal nach Baraan reisen und das dauerte leider. Ich blickte in den Himmel, allerdings stand die Sonne noch immer am gleichen Punkt, wie zum Zeitpunkt meines Eintreffens. Scheinbar verstrich hier keine Zeit oder sie verstrich nur sehr langsam, wodurch ich nahezu kein Zeitgefühl mehr hatte. Ich wusste allerdings nicht ob dies zu meinem Vor- oder Nachteil war, dass die Zeit hier verrück war. Für solche Gedanken hatte ich aber überhaupt keine Zeit. Ich musste mir überlegen wie ich… mein Blick schwenkte rüber zum See und ließ mich kurz erstaunen, ehe die Starre einem Lachen wich. Die Kiesel hatten sich an einigen Stellen auf der Wasseroberfläche angesammelt und zeigten nun eine Art weg auf. Scheinbar führte ein verborgener, recht schmaler, Weg von einer Stelle am Ufer im Kreis um den Obelisken herum, wobei sich der Weg immer weiter dem Obelisken näherte. Besser beschreiben! Allerdings schien dieser nicht direkt an den Obelisken zu. Ich stand auf und nahm mir so viele Steine mit, wie ich auf die Schnelle finden konnte, ehe ich mich auf den Weg begab. Auch wenn ich die Kiesel auf dem Wasser schwimmen sah, traute ich dem ganzen noch nicht. Ich legte stets einen Stein auf die Stelle wohin ich mich begeben wollte. Insgesamt funktionierte diese Methode recht gut, auch wenn ich immer mehr Steine im Wasser versengte. Nach und nach war ein Weg aus Steinen auf dem Wasser zu erkennen. Es dauerte allerdings einige Zeit ehe ich am Ende des Weges ankam. Ich stand ungefähr 2 Meter vom Obelisken weg und konnte mittlerweile die Inschriften und Verzierungen erkennen, welche einmal vergoldet waren. Allerdings blätterte die Goldschicht schon langsam ab und man konnte erkennen das der Stein bereits Jahrzehnte überdauert hatte. Auch auf diesem Stein war oberhalb der Inschrift erneut der goldene Phönix zu sehen, welcher seine Flügel ausgebreitet hatte und scheinbar in Flammen stand. Vielleicht hätte ich die Bedeutung verstehen können, wenn ich die Inschrift hätte entziffern können. Zwar kann ich im Gegensatz zu vielen Leuten recht gut lesen, allerdings kommt mir keines dieser Zeichen auch nur im Ansatz bekannt vor. Die Inschrift war von einigen schnörkligen Linien umrandet, welche Schrittweise immer wieder nach außen weg gehen und einmal den Stein zu umschließen schienen. Aus dieser Entfernung fiel mir auch erst eine Vertiefung unter der Inschrift auf. Dort in der Dunkelheit schimmerte mich etwas an, dessen Aura eindeutig zu spüren war. Etwas das ich niemals in die Finger hätte bekommen sollen. Je länger ich in die Dunkelheit starrte, desto mehr wurde ich angezogen. Es war so als ob ich die Kontrolle über meinen Körper Stück für Stück verlor. Die Dunkelheit schien langsam auf mich zu zukommen und während ich meinen Blick nicht mehr abwenden konnte spürte ich wie mir spürbar kälter wurde. Mein Körper fing an zu zittern, meine Sicht wurde zunehmend von der Schwärze verdeckt und ein ohrenbetäubend lautes Pochen war zu hören. Ich wollte schreien, aber brachte nicht einmal mehr auch nur den leisesten Hauch eines Tones hervor. Das Pochen wurde immer langsamer und lauter, bis plötzlich alles Still war.

 

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